Die Kaputtmacher

Dieses Thema im Forum "Allgemeiner Talk" wurde erstellt von Clusterhead, 18. Feb. 2010.

  1. Clusterhead

    Clusterhead Guest

    Hallo Zusammen!
    Wenn ihr schon immer mal wissen wolltet, wie man Geld verdienen kann, dann schaut euch das hier mal an:

    Wie Techinsights und iSupply arbeiten

    David Carey macht Handys kaputt - und bekommt dafür sogar viel Geld. Die Mitarbeiter seines Unternehmens Techinsights helfen Smartphone-Herstellern, Millionen einzusparen, indem sie die Geräte der Konkurrenz zerlegen.

    David Carey knibbelt mit sanfter Gewalt in dem kleinen Konferenzraum auf der Mobilfunkmesse in Barcelona an einer Abdeckung herum. Endlich gibt das Plastik nach und den Blick frei auf das Innenleben des Toshiba-TG01-Smartphones. Wo andere jetzt auf dem großen Videobild an der Wand ein Gewirr aus Elektronik und Kunststoff erkennen, denkt der Vice President Technical Intelligence von Techinsights nur in Chancen, Fehlern, Potenzialen, Sackgassen und Kosten. Die Mitarbeiter von Firmen wie Techinsights oder iSupply haben das zum Beruf gemacht, was sie schon als kleine Jungs immer gerne getan haben. Sie zerlegen ihr Spielzeug.

    Aber heute zerlegen sie es viel gründlicher als damals und bekommen sogar Geld dafür. Um genau zu wissen, wo ihre Wettbewerber im Markt stehen, sind viele Unternehmen gerne bereit, tausend US-Dollar und mehr für einen lieblos zusammengetackerten Stapel von Fotokopien mit Zahlenkolonnen und Grafiken auszugeben. Denn es kann Millionen sparen.

    Da werden Teile durchleuchtet, geröntgt, zersägt. Alles wird katalogisiert und manchmal überhaupt erst aus der Anonymität gezerrt. So manchem Chip fehlt heute jegliche Beschriftung, es ist nicht mal klar, was das Bauteil macht. Denn das könnte der Konkurrenz wichtige Hinweise geben. Eben! Und genau das weckt den Ehrgeiz von Carey und seinen Kollegen.

    Um das Ziel zu erreichen, bleibt kein Stein auf dem anderen. Jede Lage Folie wird vom Touchscreen gekratzt, jedes Detail festgehalten, fotografiert, analysiert. Wo sitzt die Antenne für das GSM-Modul, wo die für WLAN? Wie viele Schrauben halten das Mainboard? Die Batterie wird durch ein Spezialexemplar mit Kabeln und Software ersetzt, das ganz genau festhält, wie viel Milliwatt Strom wann von welcher Funktion wie lange abgerufen werden. Da gibt es gewaltige Unterschiede, weiß der Berufszerleger, die die Spreu vom Weizen trennen.

    Das TG01 bekommt ein gutes Zeugnis. Das aufgesägte Mainboard zeigt unter dem Rasterelektronenmikroskop einen durchdachten Aufbau der Leiterplatte. Das Urteil: "State of the Art". Dazu eine effektive Produktionsmethode und sinnvolle Bestückung mit Einsparpotenzial.

    Zu den Kosten. Batterie: 3 US-Dollar. Teile fürs Gehäuse: 4 US-Dollar. Kamera: 10 US-Dollar. Elektronik: 75 US-Dollar. Es läppert sich zusammen. In den Datenbanken von Techinsights sind die Einkaufspreise zigtausender Teile gespeichert, vom Prozessor bis zur Mikroschraube. Am Schluss errechnet sich für das TG01 in der japanischen Version ein Teilepreis plus Montagekosten von 142,65 US-Dollar. "Das iPhone 3 GS kommt auf gut 156 US-Dollar", sagt Carey. "Alle High-End-Geräte liegen derzeit in dieser Range".

    Wer seine Kunden sind? Große Hersteller, aber auch Patentinhaber. "Die Hersteller wollen sich gegen Klagen absichern und lassen uns suchen, wo sie was übersehen haben könnten. Patentinhaber lassen uns nach schwarzen Schafen suchen."

    Ob er Angst hat, dass ihm mal die Arbeit ausgeht? Vielleicht irgendwann mal in ferner Zukunft. "Durch Touchscreens wird der mechanische Aufbau immer einfacher. Tastaturen waren eine Herausforderung für viele. Außerdem verschwindet die Elektronik immer mehr. Was früher auf zehn Chips war, ist heute auf fünf, bei Billiggeräten schon auf einem."

    Aber noch macht er sich keine Gedanken. Im Gegenteil. Aus Barcelona reist er wieder mit einer langen Liste von neuen Smartphones ab. Alles zum Kaputtmachen. Wie herrlich. [von Axel Postinett / Handelsblatt]


    Quelle: Golem.de Die Kaputtmacher - Golem.de


    Gruss Clusterhead
     
  2. febe2

    febe2 Neues Mitglied

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    heute lässt sich auch mit allem Geld machen
     
  3. AudiQ7

    AudiQ7 VIP Mitglied

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    Geiler Job:) Wo kann man sich Bewerben?:D
     
  4. zedek

    zedek Neues Mitglied

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    Klingt auf den ersten Blick ziemlich cool und ist es auch bestimmt, aber auf dauer kann eine Arbeit die sich so sehr auf Kleinstteile spezialisiert ermüdent sein.
    Kenne einige leute die als Zahntechniker gearbeitet haben oder es noch tun.
    Irgendwann wird dein Rücken krumm, deine Augen schlechter oder du bekommst Probleme mit den Gelenken.
    Allerdings fürn paar Jahre ein geiler Job :)